Seit 2 Wochen gehe ich wieder tanzen, wenn auch nur begrenzt und mit Auflagen. Tanzkurs mit festem Partner - das fühlt sich an wie in der 10. Klasse beim Tanzkurs. Bei dem man immer fürchten musste, keinen Typen abzukriegen und dann dazustehen. Die Hölle. "Haste den Robert schon mal gefragt, ob der nicht mit dir dahin gehen will?"--"Nee, den mag ich nicht. viel zu peinlich.". So in der Art. Es waren furchtbare Zeiten für tanzwillige Mädchen die jemanden suchten, der sie zum Tanzkurs begleitet. Ich habs für meinen Teil nicht geschafft, jemanden zu finden und war dann jahrelang frustriert. Den ersten echten Kurs musste ich an der Uni machen, weil ich mit 18 eine Wette verloren hatte - und habe gelernt, dass es so mega viel Spaß macht, wenn der andere auch Bock drauf hat. Kein dämliches Fragen mehr, keine peinlichen Momente. Einfach nur Spaß. Es kann echt schön sein, wenn man sich nicht um die Meinung anderer kümmert, sondern darum ob man sich selber wohlfühlen, aber naja - eventuell ist dafür die Zeit mit 15 Jahren meist noch nicht reif. Schöne Grüße, lieber Robert aus der 10. Klasse, ich hoffe, Du bist später nochmal ordentlich in die Bredouille gekommen deswegen! Denn natürlich hatte ich ihn, peinlich peinlich, aus Verzweilflung dann doch gefragt. Und ne Abfuhr kassiert.
Aufgrund einer glücklichen Fügung habe ich aber jetzt (!) zumindest für 4 Wochen einen festen Tanzpartner und dadurch auch Zugang zu einem Kurs - wir treffen uns in einem 5x5 Meter großen Quadrat, niemand fasst den anderen an, es wird ständig desinfiziert und die Anzahl der Teilnehmenden ist natürlich strengstens begrenzt. Es sind seltsame Zeiten. Kein Partnerwechsel, kein Drop-In, kein Socialdance. Während des Lockdowns gabs ja nix: Menschen tanzten mit Seilen oder Besen oder Kleiderbügeln, andere organisierten Corona-konforme Swingabende mit unfassbaren Sicherheitsauflagen - aber auch die waren direkt ausverkauft. Wieder andere lauschten Andrej Hermlin zuhause und übten in der Küche. Ich also. Ja, das geht und ja, ich habe tatsächlich bisschen was gelernt aber im Vergleich zu dem, was man spürt wenn man zu zweit oder in einer Gruppe tanzt ist das einfach nix. Jedenfalls nicht für mich.
Jetzt also wieder fast wie gewohnt, das ist schon cool. Was uns allen fehlt, was mir fehlte, was der Kontakt in der Community, das Beisammensein und das Gefühl, mit anderen zusammen etwas zu lernen. Auch ohne Partnerwechsel stellt sich ein bisschen das Gefühl ein, es wäre wieder "normal". Als wäre es wieder "wie Fürher". Wie "vorher". Natürlich ist es nicht "wie vorher", aber wenigstens das Gefühl...parallel dazu streiten sich alle drüben auf Facebook - aber dazu ein andermal. Corona macht uns alle fertig - oder besser: Corona zeigt, dass die Risse die man vorher schon sehen konnte auch wirklich da sind. Sie sind real und sie werden größer. Solange wie es geht werde ich aber noch zu zweit mit festem Partner tanzen. Für meine eigene mentale Gesundheit, unter allen möglichen Auflagen und mit der größtmöglichen Vorsicht.
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