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Ick habs nich so mitm Reden.

Ostsee bei Zingst. almaundich.jimdofree.com
Ostsee bei Zingst. almaundich.jimdofree.com

40 zu werden kann sehr befreien. Mal abgesehen von diversen anderen Befreiungen hats bei mir eine Sache ausgelöst: ich MUSS nicht mehr um jeden Preis mit Menschen reden, die mich nicht interessieren. Und ich kann gerne auch mal schweigen. Fantastisch. Das ist echt mit eins der besten Dinge, die sich aus dem Älterwerden ergeben haben: endlich muss ich keine Konversation um jeden Preis mehr betreiben.

Unvergessen die Momente als ich 18-19 war und mich gezwungen habe, Konversation zu betreiben da ich es dann doch irgendwann etwas befremdlich fand, die Einzige zu sein, die mit nem Buch alleine stundenlang im Cafe oder der Kneipe sitzen konnte OHNE MIT IRGENDWEM ZU REDEN! Es hat mich einfach nicht wirklich interessiert, was die anderen so zu erzählen hatten. Ausgenommen: Freunde. Aber so diese soziale Rumgelaber mit allen möglichen Menschen, wer mit wem, was, wann, Urlaub, Reisen, Genöle, Getratsche - nee (s.a.: Berliner Gelaber. Nein. Einfach nur nein.). Nein. Nicht für mich, nicht in der Menge, einfach nein. Es störte mich nicht, wenn ich dann eben meine Ruhe hatte, ich muss nicht ständig allen alles erzählen. Im Studium lernte ich aber, dass es auch Vorteile haben kann und brachte es doch noch zu einem halbwegs sozial akzeptierten Level an Konversationsfähigkeit. 

 

Jetzt aber, über 20 Jahre später, denke ich: nö, wieso? Warum muss ich jetzt mit diesen Menschen reden, die mit mir an einem Tisch sitzen? Wenn ich mag, wenn ich es will- gerne. Aber nicht aus Konvention. So kam es, dass wir in der letzten Mutter-Kind-Kur an einem Tisch landeten, an dem außer uns beiden noch 2 andere saßen: eine weitere Mutter mit Kind. In 21 Tagen schafften wir es, 3 Sätze zu wechseln. Bei 3 Mahlzeiten am Tag sind das 62 Möglichkeiten, miteinander zu reden. Was wir nicht taten. Keine Ahnung wie das so kam- aber es entwickelte sich einfach. Da war eben nix zu sagen außer "Hallo" und "Bis morgen". Sie interessierte mich nicht, ich sie nicht. Die Kinder interessierten sich nicht füreinander - damit war das Ganze gegessen. Es fühlte sich erst etwas schräg an wenn man sich dreimal am Tag gegenüber sitzt aber nie redet, aber dann dachte ich: Nö. Muss ich auch nicht haben. Ich kenn hier keinen, ist auch grade nicht meine Baustelle - ich bleib für mich. Und genau das war unfassbar entspannend. Kein Gelaber, kein Getratsche über andere, keine unendlichen Lebensprobleme. In den 3 Wochen Kur redete ich hin & wieder mit genau 2 Frauen  - und meinem Kind. Das war absolut ausreichend. 

 

Ich engagiere mich gerne für meine Freunde und deren Probleme, ich höre zu, ich rate falls gewünscht zu oder ab, ich habe eine Meinung. Aber ich bin es mittlerweile sehr leid, dass auch Nicht-Freunde  ständig irgendwelche Probleme bei mir abladen möchten. Das dämme ich ein und damit hat sich das. Das Alter hat auch Vorteile, man wird einfach selbstbewusster und selbstbestimmter. Du willst mich zulabern? Is´nich. Reden is nich so mein Ding. 40 zu werden hat definitiv Vorteile. Rede mit jemand anderem. 

 

 

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