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Lockdown/Öffnung. Tag 157. Jetzt gehts aber los.

Wenn man jeden Tag bloggt, geht’s um die kleinen Einzelheiten und wenn ich mir hier jetzt durchlese, wie ich gnadenlos soviele Tage am Stück durchgebloggt habe, denke ich: Respekt. 157 Tage. Am Ende habe ich geschwächelt, aber der April war wirklich kein guter Monat, er war ungefähr so toll wie der Januar, also entsetzlich. Dröge, hoffnungslos, das Wetter schlecht, das Licht dunkel und ich: eher relativ weit unten auf der Skala des Lebens. Weil es so aussah, als käme da nie nie nie nie ein Ende, egal, was die Optimisten in meinem Leben dazu sagen. Und da isses dann auch okay wenn man nach mehreren Monaten nicht mehr weiterbloggt.

 

Nun ist aber schon fast Ende Mai, die BundesNOTbremse wirkt (oder wir zählen jetzt anders, oder die Ämter melden anders, oder das RKI zählt anders) – auf jeden Fall sinken die Zahlen und was vor 2-3 Wochen noch Utopie schien, hier isses: Öffnungsorgien allerorten. Berlin öffnete am Mittwoch die äh… Ausgangssperre, glaube ich, und waren es Open Air-Konzerte mit bis zu 50 Personen? - und morgen dann die Außengastronomie, aber die nur bis 23 Uhr – oder gabs ab 23 Uhr keinen Alkohol mehr, nur noch Kaffee, den aber draußen? Egal, ich habe uns sofort 3 Plätze im Sommergarten eines beliebten Kiezplätzchens geschnappt und wir gehen morgen essen & trinken. Es hat sowieso niemand mehr den Überblick. „Schau mer mal“ ist seit einem Jahr MEIN Satz, ich ärgere mich nicht mehr, ich warte und schaue regelmäßig auf die Homepages der Dinge, die mich interessieren. Auf Arbeit genauso: wir warten, was passieren wird und sind mehr oder weniger bereit. Glaube ich zumindest.

Um den Sommergarten betreten zu dürfen, soll ich die LUCA oder die CoronaApp benutzen UND nen Test nachweisen ODER geimpft sein ODER genesen. Die genesene Kollegin sagt, dass sei doch alles Mist, sie sei doch nicht genesen um jetzt überall Party zu machen. Ich hingegen entdecke, dass die Coronaapp sich offenbar in den letzten Monaten geupdatet hat – sie funktioniert jetzt sogar auf meinem alten Handy. Es ist nicht alles schlecht! Wie lange haben wir diese App nicht mehr benutzt, es fühlte sich alles so sinnlos an. Jetzt brauch ich sie um irgendwo hingehen und einchecken zu dürfen. Und da man sich ja nun überall und nirgends testen lassen kann, testen wir uns wohl vor Ort. Der Mann testete sich auf Arbeit, bei IKEA, im Baumarkt (aber nur bei einem, und auch da nur für Menschen über 14, dem anderen Baumarkt wars egal). 

Der Einzige, bei dem alles bleibt wie´s is, ist das Kind, das nun nach Monaten im Homeschooling wieder jeden 2. Tag in die Schule darf, mit Selbsttest unter Aufsicht und einer mysteriösen AB-Gruppen-Regelung, bei der sich die A- und die B-Gruppe abwechseln (soweit sinnvoll), aber die AB-Gruppe („Schüler, die mehr Schule benötigen“) kommen an ALLEN Tagen und sind dann mit den A- & B-Schülern zusammen im Unterricht, was die Pandemie sicher nicht unterbrechen wird. Aber da in der Schule sowieso keine Ansteckungsgefahr besteht, läuft das sicher! Bei den Selbsttests ist das nämlich so: wer positiv testet, muss zum PCR-test, und die anderen sind aber keine Kontaktpersonen, weil sie ja nur ganz kurz während des Tests mit im Raum ohne Maske waren. Himmel hilf. Aber das Kind machts gerne, der Kontakt tut ihm gut – kein Wunder nach 5 Monaten alleinigem Rumgesitze im Zimmer und den Privaträumen der Lehrer im Videochat. Ich weiß jetzt, dass der Ethiklehrer ne sehr gute Espressomaschine zuhause hat, und dass die Musiklehrerin auch privat gerne trällert. Was das Kind da alles noch über die Privatsphäre von Mitschülern und Lehrern erfahren hat – keine Ahnung, das wird wohl in der Versenkung verschwinden.

 

Wir warten also auf die Lockerungen, vielleicht gibt’s ja wieder mal Tanz oder gar Musik und Reisen. Morgen abend aber gibt’s erstmal: Bier im Sommergarten.

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