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Lockdown/Öffnungen, Tag 160. Mietenhaie & der maoistische Block.

Nach einer lauten Nacht  - die Menschen feiern die Aufhebung der Ausgangssperre und das Öffnen der Außengastro immer noch mit Sauferei & RUmgebrülle bis locker 1 Uhr nachts vor unserem Fenster - starte ich sehr ruhig in den Tag. Pflanzen umtopfen, Etageren schrauben, Kaffee trinken. Denn wir haben heute noch was vor, und dafür ruhe ich mich vormittags ein wenig aus!

"Mietenwahnsinn" wäre nun heute die erste Demo, die ich während Corona besuche. Während Schwurbler-Demos massenweise verboten wurden (gut), darf die Anti-Mieten-Profit-Demo unter Auflagen stattfinden (besser!). Und natürlich sind der Teenie & ich dabei, schließlich waren wir bei den früheren Prä-Corona-Demos auch dabei. Da gibts keine Nörgelei und keine Gegenrede, das versteht sich von selbst und der Teenie steht pünktlich zum Abflug bereit und ist sowas von mit von der Partie. Wir sind wohl mit viel viel Glück & wegen nahe am Milieuschutzgebiet wohnend bislang vom Schlimmsten verschont geblieben, auch wenn das Haus seit 2 Jahren auf die Umwandlung in hochwertige Eigentumswohnungen wartet, wie so oft in Berlin - und wir dann mit unserer Rausmietung rechnen.

Aber auch bei Freunden und Bekannten gehts nur noch um eines: Mieten, Kaufen, rausgeworfen oder ausgezahlt werden. Niemand wohnt mehr in unserem Kiez -vor einigen Jahren wohnten über 50 % meiner Berliner Freunde in meiner Nähe. Das ist für immer vorbei, denn alle wohnen nun dort, wo es noch bezahlbar ist, oder haben sich (fast aus Verzweiflung) irgendwo was für horrende Preise gekauft. Insofern ist "Keine Rendite mit der Miete" mein liebster Spruch bei der Demo. 

Es ist voll, aber coronakonform voll, und während hinter uns eine Frau lange Statements vom Laster verliest, skandiert man vor uns "Wir enteignen euch alle" per Megafon, und hinter uns diskutiert der zweiköpfige maoistische Block seine Jugendarbeit (bin nun im Bilde) und das Verkloppen der Trotzkisten. Eine einmalige Gelegenheit um dem Teenie die verschiedenen Fahnen und Blöcke zu erklären, die geeignetste Stimme für das Brüllen von Slogans per Megafon zu erörtern und mit ihm über das beste Transparent zu diskutieren und schon mal zu überlegen, was wir zur Klimademo am 16.8.21 tun werden. Ich plädiere für Topfdeckel-Krach. 

Wenn ich mir die Meute so anschaue, glaube ich dass in der Generation des Teenies wohl niemand mehr CDU wählen wird. Klima, Miete, Corona - ich höre von ihm & den Kumpels nur noch Schlechtes über die vorherrschende  CDU. Umso wichtiger, dass wir uns eigene Aktionsmöglichkeiten suchen. Nicht gegen alle Wohneigentümer, sondern gegen die, die die Rendite steigern und uns dabei rauswerfen. Und nach 3 Stunden Rumlatschen ist es dann auch gut. Und dass der Teenie eben ein junger Teenie ist, merkt man auf dem Rückmarsch nach Hause. "Mama", heißt es da: "Was ist eigentlich Rendite?". 

 

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