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Phantomschmerz am Dienstag.

Swingtanz im Clärchen Berlin. Almaundich.jimdofree.com
Swingtanz im Clärchen Berlin. Almaundich.jimdofree.com

Dienstag war jahrelang Tanz-Tag. Egal ob Regen oder Sonne, 36 Grad im Schatten oder 10 unter Null - ich war abends beim Tanzkurs. Über die Jahre wurden die Menschen dort zu Bekannte, einige zu Freunden. Auf jeden Fall war es jeden Dienstag wie Heimkehren. Nach 10 Minuten Tanzen war alles andere vergessen, der Kopf frei und mein Stresslevel um 134 Punkte gesunken. Aus einer Stunde wurden zwei, manchmal drei. An besonderen Abenden gingen wir danach noch woanders tanzen. Dienstag war DER Tag. Mein Tag. Als Mutter ist das nicht so oft, egal wie alt das Kind ist. Zeit für sich selber ist rar gesät und meine war: Dienstag. 

 

Seit März ist nun alles anders und Dienstag ist ein ganz normaler Abend. Kein Tanzen, kein Swing, keine Musik, keine anderen Menschen außer der Familie. Das fühlt sich so seltsam an und jeden Dienstag habe ich immer noch Phantomschmerz. Auch das Kind, dessen Sportkurs immer auf den Dienstag fiel  - und nun post-Corona-Mäßig auch wieder fällt - meinte neulich: Mama, es ist Dienstag. Du gehst doch tanzen? - Nein, ich gehe nicht tanzen. Aber ich gehe an einem anderen Tag um es endlich wieder zu haben, dieses Gefühl von Freiheit und Glück durch Tanz. 

 

Niemand weiß, wann und ob wir wieder so wie "vorher" tanzen werden können, irgendwann. Ob es wieder Social Dances oder Festivals oder überhaupt nur "normale" Kurse geben wird, ohne Solo Jazz oder festen Partner. Und deshalb ist Dienstag der Tag, an dem ich immer noch um das Tanzen trauere, das ich für einige Zeit hatte und liebte. Swingtanzen ohne Corona. Eins aber ist ganz ganz sicher: ich bin glücklich, dass ich das überhaupt hatte. Nachdem ich jahrelang tanzen wollte, es aber nicht tat, bin ich glücklich, dass ich wenigstens für diese Zeit so getanzt habe, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Nämlich bis zum Umkippen. 

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