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Tour de France

Fahrrad fahren in Berlin ist nie wirklich lustig. Seit ich damit vor einigen Jahren begonnen habe, hat sich die Situation auch eher verschlimmert – und das trotz mehr Radwegen und mehr Platz für Räder und mehr Akzeptanz. Aber statt weniger Radfahrer fahren jetzt immer mehr Menschen. JAAAAAA, das ist eigentlich ja schön – aber nicht, wenn es die trantütige Sonntagsfahrer sind oder überambitionierte Tour-de-France-Mitläufer.

 

Während Mr. oder Mrs. Trantüte auf einem (Holland-)Rad die Straße lang düdelt und sich entspannt die Gegend beschaut während sie möglichst noch mit einer zweiten Fahrer/in neben ihr labert, braust 2 Meter weiter die 4-spurige Straße und hinter den beiden stauen sich 15 andere Radfahrer auf dem immer noch zu schmalen Radweg. Das beeindruckt Mr/s. Trantüte leider gar nicht. De Radweg ist dazu da, sich die Stadt zu bestaunen und in gemächlichem Tempo und ohne Berücksichtigung anderer Menschen von A nach B zu gelangen. Ist die Ampel rot, rollt man schlicht bis vor auf den Fußweg um dann bei Grün direkt gemächlich vor allen anderen Wartenden loszugondeln. Bremsen, Blinken, Arm raushalten, Schulterblick – braucht ja keiner, ist ja nix los hier auf der Straße. Nächste Ampel – gleiches Spiel. So trifft man sie immer wieder – die Aggression steigt – und irgendwann möchte man den Menschen ihr meist mit Blumen umwickeltes Fahrradkörbchen herunterreißen und rufen: „WIR SIND HIER NICH UFFM DORF, MENSCH!!!“.

 

Ganz im Gegenteil ist der Tour-de-France-Fahrer immer immer immer fix unterwegs. Natürlich fährt er Rennrad. Natürlich trägt er/sie die Creme de la creme der angesagten Fahrradausstattung: Helm (na gut), Leggins, DIE richtige Jacke, Fahrradtasche, Halstuch etc etc etc. Ohne das kann man ja gar nicht richtig Fahrrad fahren. Weiß man ja.

Also rast er damit durch die Stadt, überholt zwei andere parallel, gerne auch rechts auf dem Fahrradweg, saust noch bei Rot über die Ampel bzw. fährt beim allerallerersten Ampel-Grün-Sekündchen an. Blinken, Arm raushalten, bremsen – alles überschätzt. Hauptsache, man ist 2 Minuten vor allen anderen am Ziel. Während die Tour de France läuft, kommt´s mir vor als seien diese Fake-Tour-Fahrer besonders zahlreich. Viellicht lassen sie sich ja inspirieren, so wie ich mit 9 Jahren von meinen Helden bei der Friedensfahrt. Schneller als damals war ich nie wieder beim Klavierlehrer! Und wenn sie dann zum 3. Mal an der nächsten Ampel trotz mega schnellem in-die-pedale-treten vor einem an der Ampel hibbeln, da möchte man ihnen zurufen: „Entspann dich, Mensch! DIT IS HIER NICH DIE TOUR DE FRANCE!“.

 

Beim nächsten Rand: Autofahrer. Danke. 

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