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Wie ich mal in ein Brautmodengeschäft geriet und fast nicht mehr hinauskam.

Wenn Freunde heiraten, wird man manchmal in Dinge hineingezogen von denen man dachte, man würde da nie hineingeraten.

So war´s, als eine Freundin mich zu ihrer Brautmodenbegehung einlud und ich begeistert aber ohne eine Idee worauf ich mich einließ in einen großen Berliner Brautmodeladen stolperte. Extra fein angezogen, weil ich dachte, man müsse da doch etwas gehobener aufschlagen. Früher (Trademark) war´s ja so: ich habe in einem recht günstigen Kostüm geheiratet, der Kumpel der ein Restaurant hatte schenkte uns ein kleines Büffet und viel mehr passierte dann da auch nicht. Meine Eltern und seine Eltern trugen einiges bei, aber wir waren niemals, niemals niemals, bei den Preisen, die heute für eine Hochzeit aufgerufen wurden. Niemals. Never. Nada. 

 

Aber da seit meiner Hochzeit nun viele Jahre vergangen sind, die Inflation, der Preisverfall einerseits und die Preiserhöhungen andererseits, man kennt´s, also, okay, es kann schon sein, dass man für eine Hochzeit heute generell mehr ausgibt. Viel ausgibt. Dachte ich. Und freute mich darauf, mit einer Freundin eben einfach rumzusitzen, einen Sekt zu trinken, viel viel weißen Stoff und Tüll zu sehen und mich einfach daran zu erfreuen dass ich dabei bin und sie sich durch zwei Dutzend Träume in Weiß probiert. 

 

NICHT vorbereitet war ich auf den Empfang, den ich bereits an der Tür erhielt: "Schatzimausi, GUUUUUUUT siehst du aus", begrüßte mich die Dame vom Haus und geleitete mich vorbei an mehreren potentiellen Bräuten, deren jeweiligen Träumen in Weiß, Freundinnen, deren Kindern und Sektchen.  "Was für ein suuuuuuuuuper schöner Mantel,Claudia guck mal, dieser suuuuuuuper süße Mantel! Also, das ist ja einer schööööööönsten Mäntel, die ich jeeeeeeemals gesehen habe!" - Äh, ja. Okay. Ja, ich mag den Mantel auch. Sehr. Aber Menschen, die mich nach 10 Sekunden als Schatzimausi bezeichnen, sind mir zutiefst suspekt. 

Und die Dame hörte überhaupt nicht auf. Die Braut war generell ein Schatzi, hin & wieder auch ein Mausi oder Süße: "Süße, schau mal, diiiiiieses Dekolleté. Na, das sieht doch zaaaaaaaauberhaft aus! da musste gaaaaar nichts mehr machen, das hält ganz von alleine, das ist doch wirklich mega schöööööön, nicht Süße???". Die Süße sah natürlich zauberhaft aus, gar keine Frage. Aber die Süße ist eine toughe Frau und kein Mausischätzchen. "Oh, Schatzi, haste was gefunden? Ja, das hier ist wiiiiiirklich gaaaaaaanz toll! Guck malm diese TRÄGER!!!! Da musste gar nix mehr dran machen, das ist sooooooooo süß an dir, ein Träumchen!". 

 

Ohne Frage, die Frau war ein Verkaufsgenie. Im ganzen Laden seufzten glückliche Bräute, gab´s Sekt, saßen beeindruckte Damen und beschauten die Bräute in ihren Träumen in Weiß. In Reifröcken, Schleiern, ohne Schleier, mit Blümchen oder mit Glitzer, ohne Reifrock, mit Schleppe, oder ohne. Ein Kleid aus dem Anderen kam aus den Kulissen, wurde hineingereicht, es erschien eine Braut. Und nochmal. Und Nochmal. Noch eins? Kein Problem? Das von vorhin nochmal? Kein Problem! Nochmal mit Schleier? Aber sichi! 

Mausischätzchen und Begleitung wurden  betüdelt und begurrt, so wie sich das offensichtlich gehört. Unter den Zuschauerinnen: ich. Mit Anfang 40 fühlt sich sowas irgendwie seltsam an - man freut sich für den anderen und findet es, vor allem nach einer Scheidung, trotzdem etwas komisch. Aber man wünscht der Anderen alles alles alles Gute, weil es so schön ist, wenn´s funktioniert. Weil es so wunderbar ist, wenn eine Beziehung lange hält. Vielleicht sogar für immer. 

 Und vielleicht mache ich nach Corona auch in Hochzeiten. Der Markt scheint ja nur zu wachsen! 

 

Übrigens : hier bei Entstaubt gibt´s wunderschöne Vintage-Brautkleider. Weniger Müll, weniger Verschwendung, mehr glücklicher Planet. 

 

 

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